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Exclusiv aus dem Dschungel

Schluss aus dem Hause Wagner

"Dem hab’ ich’s gezeigt. Der hat doch glatt geglaubt, er wär’ der Erzherzog von Tirol", versucht er die Theke zu überzeugen und schlägt zur Bekräftigung mit der Faust darauf.
Nicht minder heftig haut Claus in die bereits tiefe Kerbe des Familienbandes.
"Woaßt wos, der Seidenhosenträger kann sich seine Titel hinter die Vorhaut klemmen, der Parvenu der ... der kriegt doch gleich eins auf die Fresse."
Das ist natürlich starker Tobak, der da geraucht wird zwischen der Obergiesinger Möchtegern-Fürstengruft und dem schmierigen Stüberltresen, zwischen Gala-Häppchen und Leberkäsesemmel.
"Dieser morsche Seitenast unseres Stammbaumes, dieser provinzadelige Crétin. Solchen Leuten gehe ich doch aus dem Weg, wo ich nur kann", wütet Kunibert zurück.
Auch die Vorwürfe, er hätte sein Adelswappen von ‘Mr. Minit’ gravieren lassen oder den Thron, halbmassiv, vom Möbelhaus Hiendl, treiben den Baron zum Verlust seiner Containance.
Claus vom Sumpfadel hält sich indes mit einer Hand an seinem Bier fest, mit der anderen kramt er umständlich ein Schächtelchen aus der Jacke. Mit seltsamem Glanz in den Augen nimmt er den Deckel ab. Der Inhalt: Ein abgeschnittener Zehennagel.
"Des is’ mein letzter Trumpf", erklärt Claus feierlich.
Der Zehennagel gehört seinem Bruder. Und wenn "die Zeit reif ist" soll daraus eine neue Kreatur entstehen.
Unfaßbar, Baron Kunibert soll geklont werden. Das ist der feste Wille seines Bruders.
"Genau, und den werd’ ich mir gescheit erziehen. Dann sag’ ich nur Kuno Zwo spring und der Kamerad springt. Zack, zack geht des, das sag’ ich euch. Und den anderen Nachtwächter schicken wir wieder zurück zur Landsmannschaft."
Claus Wagner de la Selvas Blick ist entrückt, seine Mundwinkel verzerrt.
Zur Entspannung holen wir die Meinung von Schwester Brunberta-Karin von Nulltscheko ein.
"NEIN, WAS? Da Kuno ge.. was? Das kann man doch nicht machen", entkommt es ihr sichtlich irritiert. Doch: "Obwohl, mein Wäscheständer tut es eh bald nicht mehr. Hey, da laß ich mir auch einen bauen - toll."
Einer hatte es schon lange vorausgesehen. Dr. Helmuth Karges (Name von der Redaktion leider immer noch nicht geändert), alter Kenner und Psychoanalytiker der Familie: "Sicher, die Nerven. Man kann aber auch, präziser gesagt, behaupten, der eine hat einen Kampf zuviel und der andere ist eine durstige Seele. In beiden Fällen bringt man leicht so einiges durcheinander. Schon in meiner Zeit als Honorarkonsul von Neu Perlach, meine Herren ... ."
Auch an Claus bevorzugtem Aufenthalt blieb die Zeit nicht stehen.
"Und wenn der nicht spurt, dann sag’ ich, pass auf, sag’ ich, daß du es lernst, eure Hoheit schlafen heute in der Garage, so wahr ich de la Sssselva heiß, capi .. to", versucht Claus seine schwere Zunge zu bändigen.
Unter Aufopferung seines Gleichgewichts hebt er eine Hand und bestellt ein weiteres Bier. Inzwischen haben die Schatten der gegenüberliegenden Häuser den Stüberl-Eingang erreicht. Es wird Abend. Auch hinter dem Obergiesinger Stammsitz breitet die Sonne ihre letzten Lichtstreifen über den Park. Im Inneren werden die ersten schmucken Teelichter entzündet. Baron Kunibert trifft die letzten Vorbereitungen für eine rauschende Ballnacht im weitläufigen Souterrain, direkt neben dem Heizungskeller an seiner Hausbar mit eigener Zapfanlage.